Sport
Dino überlebt nicht: Uhr im Volksparkstadion steht
HSV steigt zum ersten Mal ab
GDN -
Der Hamburger Sportverein verabschiedet sich als letzter Verein ohne bisherige Abstiegshistorie aus dem Oberhaus des deutschen Fußballs mit einer kraftvollen, kämpferischen Darbietung, die dem Verein einen fulminanten Abschied beschert hätte, wenn nicht Chaoten mit Pyrotechnik gewütet hätten.
Dass der HSV nun letztendlich doch in die zweite Bundesliga hinunter muss, war auch für den optimistischsten Beobachter lediglich eine Frage der Zeit. Der Abgrund, an dem die Rothosen bereits seit längerer Zeit entlangtänzelten, rückte stetig näher. Die leidgeprüften Fans des HSV konnten so nach und nach ein Gefühl dafür entwickeln, wie es ihren Stadtrivalen auf St. Pauli so regelmäßig ergeht, und was ein echter Fan so alles aushalten muss. Leiden hieß auch wieder die Devise dieser Saison. Durchwachsen bis marode sind Beschreibungen der Leistungen und des ganzen Drumherum, die noch wahrlich geschmeichelt sind. Der selbst ernannte Vorzeigefußballverein der Freien und Hansestadt Hamburg bekleckerte sich nicht eben mit Ruhm. Eher im Gegenteil.
So mancher öffentlich bekennende HSV-Anhänger musste sich so einigen Spott und Hohn anhören in der letzten Zeit. Dass nun die absolut bemerkenswerte Ära des Dinos nach 54 Jahren und 261 Tagen ein für alle Mal zu Ende ist, ist für den Verein zwar bedauerlich, aber auch eine mehr als respektable Leistung, die kein anderer Bundesligaverein je geschafft hat. Jetzt heißt es zwar einerseits Abstieg, andererseits: Der Rekord steht! Zu würdigen ist auch die bemerkenswerte Abschiedsvorstellung aus der ersten Liga mit einem schönen, kraftvoll kämpferischem Heimsieg, sehenswerter Choreo, Fans die Spalier stehen um die Mannschaft zu unterstützen, “Wir sind Hamburg“- Sprechchören und einer Mannschaft, die den Zusammenhalt regelrecht zelebriert hat.
Lediglich die Chaoten, die kurz vor Spielende unter einer schwarzen Flagge die Vorbereitungen zu einer pyrotechnischen Gewaltorgie ausufern ließen, wie sie der deutsche Fußball selten zuvor gesehen hat, trübten den Gesamteindruck und werden mit extrem schalem Beigeschmack in Erinnerung bleiben. Dass letztlich nur ein Großaufgebot an Polizeikräften die Sitution entschärfen und das Spiel nach Unterbrechung zu Ende gespielt werden konnte, ist eine deftige Blamage für die ganze Sportstadt Hamburg und dem Fußballsport nicht würdig. Dass die Stadionuhr nun steht, war abzusehen, doch dass sich damit auch der Anstand so mancher “Anhänger“ aus der Nordkurve frühzeitig verabschiedet hat, bleibt dem neutralen Beobachter ein absolutes Rätsel.
Es bleibt auch unerklärlich, wie trotz aller Kontrollen derartige Mengen an Bengalos und Böllern ihren Weg ins Volksparkstadion finden konnten. Hier muss im Sinne der Sicherheit aller Fans nachgebessert werden. Wenn sich der HSV zwar sportlich sauber und kämpferisch bis zum Schluss präsentiert und damit seinen Anspruch als potentieller Wiederaufsteiger der kommenden Spielzeit angemeldet hat, bleibt noch viel Arbeit, den angerichteten Imageschaden wieder gut zu machen. Der Abschied des HSV mag bitter sein, jedoch kann sich Hamburg auch wieder auf hochspannende und emotionale Stadtderbies freuen.
Die spannende Frage für die kommende Saison bleibt: Welcher Stein wird noch auf dem andern bleiben? Möchte der HSV wieder auf die Beine kommen, müssen radikale Änderungen kommen. Ohne massiven Schnitt ist der Abwärtstrend nicht aufzuhalten. Das Traurige für die armen Anhänger der Rothosen ist, dass das Erwachen der Mannschaft erst kam, als schon alles zu spät war. Der nun viel beweinte Abstieg hätte nicht sein müssen. Jedem auswärtigen Kritiker bleibt abschließend zu sagen: Hamburgs Fußball mag nun zwar nicht mehr erstklassig sein, aber er ist spannend und bunt wie lange nicht mehr. Für welche Farben das Herz auch schlagen mag, es ist nach wie vor für alle Geschmäcker etwas dabei in unserem wunderschönen fußballbegeisterten Hamburg!
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