Finanzen
Wirtschaftsweiser widerspricht Maas in Rassismus-Debatte
GDN -
Der ordoliberale Wirtschaftsweise Lars Feld hat der Einschätzung von Außenminister Heiko Maas (SPD) widersprochen, wonach der Eindruck, dass Rassismus in Deutschland wieder salonfähig werde, dem Ansehen Deutschlands in der Welt schadee. "Meines Erachtens ist der Özil-Hype ein typisches Sommerloch-Phänomen. Auswirkungen auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts, insbesondere für ausländische Fachkräfte, sind wohl kaum zu erwarten", sagte Feld dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe).
"Es wäre besser, wenn sich die Teilnehmer an dieser Debatte wichtigeren Dingen zuwenden würden, als sich um Kopf und Kragen zu reden", fügte der Vertreter eines sogenannten "schlanken Staates" hinzu. Ähnlich äußerten sich andere Ökonomen. "Ich mache mir zurzeit keine Sorgen über einen flächendeckenden Rassismus in Deutschland", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). "Deutschland ist eines der offensten und tolerantesten Länder in Europa." Das gelte zwar nicht für alle Regionen innerhalb Deutschlands. "Aber die großen Metropolen wie Berlin, München, Frankfurt oder Hamburg haben gerade durch ihre Offenheit und Toleranz großen wirtschaftlichen Erfolg." Außenminister Maas hatte mit Blick auf den Fall Özil kürzlich gesagt: "Es schadet dem Bild Deutschlands, wenn der Eindruck entsteht, dass Rassismus bei uns wieder salonfähig wird." Leider zeige die Debatte, "welchen bitteren Anfeindungen Migranten bei uns noch immer ausgesetzt sind." Widerspruch kommt auch vom Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. "Der Fall Özil ist zu vielschichtig, zu sehr mit einem politischen Haltungsproblem des Ex-Nationalspielers verbunden, um daraus das Deutschland-Bild für Investoren zu verändern", sagte Hüther dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). Dagegen spreche auch die internationale Bewertung Deutschlands, fügte der IW-Chef mit Blick auf den "Best Countries Report 2018" hinzu. In dem Ranking, das unter anderem von der Wharton School erstellt wird, einer renommierten Business School, die zur University of Pennsylvania gehört, belegt die Bundesrepublik den dritten Platz nach der Schweiz und Kanada. "Man sollte deshalb weder Özil noch Erdogan den Diskurs in unserem Land bestimmen lassen", so der IW-Chef. Allerdings gehöre zum "traurigen Befund unserer Zeit", dass nahezu in allen Ländern des Westens "nationalistische Töne wieder stärker zu vernehmen" seien.
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