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Weiter Kritik an Brandbrief von Bahnchef Lutz

Gleisanlage in Halle (Saale)
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Bahnchef Richard Lutz hat mit seinem Brandbrief zur desolaten Lage des Staatsunternehmens offenbar für erhebliche Verärgerung im Aufsichtsrat, Betriebsrat und bei Vertretern des Eigentümers Bund gesorgt. Lutz soll nun bis zur geplanten Klausurtagung im November ein Sanierungskonzept ausarbeiten.
"Ich halte nichts davon, solche Briefe zu schreiben. Offenbar funktioniert die Zusammenarbeit im Bahn-Vorstand nicht, sonst wäre das nicht nötig gewesen", sagte Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Verkehrsministerium und Bahnbeauftragter der Bundesregierung, der "Welt". "Richard Lutz muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit das Unternehmen in der Öffentlichkeit beschädigt hat." Lutz hatte in einem Brief an seine Topmanager zahlreiche Schwächen benannt und einen Kurswechsel angekündigt. Im Aufsichtsrat sorgte der Brief auch für. "Es überrascht uns, von einem solchen Brief aus der Presse zu erfahren. Ich hätte erwartet, über das Ausmaß der Probleme vorab informiert zu werden", sagte ein einflussreiches Aufsichtsratsmitglied der "Welt". Darüber werde man in der nächsten Aufsichtsratssitzung im September reden. Den Befund des Bahnchefs hält Staatssekretär Ferlemann jedoch für treffend: "Die Bahn hat ein Ertragsproblem. Sie verdient nicht genug, um aus dem Cashflow die nötigen Investitionen stemmen zu können. Sie müsste neue Schulden machen, und genau das funktioniert nun nicht mehr." Die Bahn macht immer mehr Schulden, hat ein Dauerproblem im Schienengüterverkehr und im ersten Halbjahr im Regional- und Fernverkehr einen Gewinnrückgang zu verzeichnen. "Im Fernverkehr steigen die Passagierzahlen zwar, aber die Gewinne sinken. Ich bin überrascht darüber, wie viele Rabatte angeboten werden", sagte Staatssekretär Ferlemann. "Es ist nicht nur für die Kunden schwer, da den Überblick zu behalten, sondern die Bilanz zeigt auch, dass sich mit diesem Preismodell die Kosten nicht decken lassen." Der Vorstand müsse sich überlegen, ob er dieses Preissystem so fortführen könne. "Das Rabattsystem muss auf den Prüfstand. Womöglich profitieren von all den Sparpreisen und Sonderrabatten nur einige Wenige, während die Mehrheit dafür einen höheren Normalpreis zahlen muss", forderte Ferlemann. Aufsichtsrat und Bund erwarten nun für die Klausurtagung Ende November "eine schonungslose Analyse der Lage und Lösungsvorschläge des Vorstands", schreibt die "Welt".
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