Finanzen

DAX-Konzerne bilden weniger Lehrlinge aus

Frankfurter Wertpapierbörse
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Deutschlands größte börsennotierte Unternehmen haben die Ausbildung deutlich zurückgefahren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des "Handelsblatts" unter allen 30 DAX-Konzernen.
Danach ist deren Ausbildungsquote im Zehnjahresvergleich deutlich gefallen: Im Ausbildungsjahr 2017/18 gab es pro 100 Beschäftigte im Schnitt 3,5 Lehrlinge – zehn Jahre zuvor waren es noch 4,6 gewesen. Und obwohl die Zahl der Mitarbeiter jener Konzerne, die sich detailliert an der Umfrage beteiligt haben, in Deutschland von 1,3 auf 1,6 Millionen stieg, sank deren Zahl an Azubis von gut 61.000 auf 55.617. Von den 28 Konzernen, die Angaben gemacht haben, ist die Ausbildungsquote bei 19 zurückgegangen. Dazu gehören Volkswagen, RWE, Telekom, Siemens, Daimler, Deutsche Bank und Allianz. Lediglich fünf Konzerne legten bei der Ausbildung zu: Vonovia, BASF, Merck, Beiersdorf und die Deutsche Börse. Der wertvollste deutsche Konzern, SAP, bildet "so gut wie keine Lehrlinge aus", sagte ein Sprecher. Die Zahlen bereiten Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer Sorgen. Zu den DAX-Konzernen speziell mochte er sich zwar nicht äußern, generell gelte aber: "Alle Unternehmen müssen mehr ausbilden – auch mehr Nicht-Olympioniken", sagte Kramer dem "Handelsblatt". Gerade die Vorzeigekonzerne dürften sich nicht nur über Fachkräftemangel beschweren, "selber ausbilden ist die Parole". Als Grund für den Rückgang geben fast alle Konzerne an, sie bildeten "nur" oder "nur noch für den eigenen Bedarf aus". Früher hingegen war Ausbildung über Bedarf üblich. Mit der Abkehr davon "schneiden sich Konzerne langfristig auch ins eigene Fleisch, denn defensives Ausbildungsverhalten fällt auf sie selbst zurück, wenn in ihrer Branche insgesamt Fachkräfte fehlen", warnte Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung. Die Vize-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack, nannte die Entwicklung "besorgniserregend". "Das geht nicht. Unsere führenden Konzerne haben hier eine herausragende Verantwortung", sagte sie dem "Handelsblatt". "Es wäre hilfreich, wenn die Kanzlerin DAX-Konzerne mal zu einem Gipfel ‚Verantwortung für Ausbildung‘ einladen würde."
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