Kultur

documenta 15 - ruangrupa aus Indonesien bekommt die Künstlerische Leitung

Erstmals leitet Kollektiv die documenta


documenta 15 im Sommer 2022 (Quelle: heldmann.photography)
OB Geselle präsentiert d15-Leitung
(Quelle: heldmann.photography)
GDN - Dass es mehr als eine Person sein würde, die die Künstlerische Leitung der nächsten documenta übernehmen würde, vermuteten die Medienvertreter bei der Pressekonferenz in Kassel. Es standen nämlich zwei Mikrofone ohne Namensschild auf dem Tisch. Doch dass es gleich zehn sein würden, überraschte alle.
Riesiges Medieninteresse bei der d15-PK
Quelle: heldmann.photography
ruangrupa, ein im Kern zehnköpfiges Kollektiv aus Künstler*innen und Kreativen aus dem indonesischen Jakarta wurde von der internationalen Findungskommission einstimmig zur Künstlerischen Leitung der documenta 15 ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen. Dies gab die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, am heutigen Freitag in Kassel bekannt. Gemeinsam mit Aufsichtsratsvorsitzendem Christian Geselle, der Hessischen Kunstministerin Angela Dorn, Hortensia Völkers von der Kulturstiftung des Bundes und den Mitgliedern der Findungskommission Elvira Dyangani Ose und Philippe Pirotte wurde die überraschende Entscheidung der internationalen Presse präsentiert.
Mitglieder der Findungskommission (vorne)
Quelle: heldmann.photography
Die documenta wird in ihrer fünfzehnten Ausgabe damit erstmals von einem Künstler*innenkollektiv ausgerichtet. Sie findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt. Für die achtköpfige Findungskommission begründeten Elvira Dyangani Ose (Direktorin von The Showroom, London) und Philippe Pirotte (Rektor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste - Städelschule, und Direktor Portikus, Frankfurt am Main) die einstimmige Wahl wie folgt: “Wir ernennen ruangrupa, weil sie nachweislich in der Lage sind, vielfältige Zielgruppen - auch solche, die über ein reines Kunstpublikum hinausgehen - anzusprechen und lokales Engagement und Beteiligung herauszufordern. Ihr kuratorischer Ansatz fußt auf ein internationales Netzwerk von lokalen Community-basierten Kunstorganisationen. Wir sind gespannt, wie ruangrupa ein konkretes Projekt für und aus Kassel heraus entwickeln wird. In einer Zeit, in der innovative Kraft insbesondere von unabhängigen, gemeinschaftlich agierenden Organisationen ausgeht, erscheint es folgerichtig, diesem kollektiven Ansatz mit der documenta eine Plattform zu bieten.“
Das Kollektiv war nur auf dem TV zu sehen
Quelle: heldmann.photography
ruangrupa kann aus dem Indonesischen mit “Raum der Kunst“, oder auch “Raum-Form“ übersetzt werden. Ein Spannungsfeld, indem sich der zentrale kuratorische Ansatz des Kollektivs bereits andeutet. Farid Rakun und Ade Darmawan, die ruangrupa heute in Kassel vertraten, formulieren ihren dezidiert partizipativen kuratorischen Anspruch für die Weltkunstausstellung 2022: “Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta 15 hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcen¬nutzung - ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen. Wenn die documenta 1955 antrat, um Wunden des Krieges zu heilen, warum sollten wir nicht versuchen, mit der documenta 15 das Augenmerk auf heutige Verletzungen zu richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, im Kapitalismus oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine andere Sicht auf die Weltermöglichen.“
Ministerin Dorn und OB Geselle
Quelle: heldmann.photography
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH Oberbürgermeister Christian Geselle begrüßt die Wahl der Findungskommission: “Für ruangrupa ist das Prinzip des Netzwerkens zentral. Von Kassel ausgehend werden interdisziplinäre künstlerische Interventionen initiiert: sie lassen die documenta Stadt international sichtbar werden und holen gleichermaßen die (Kunst-) Welt nach Kassel. Unsere Stadt kann dabei nur gewinnen. Nun freue ich mich, dass die documenta auf solch spannende Weise den Blick in die Zukunft richtet.“ Die Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn betont: “Ich freue mich schon heute darauf, dass in drei Jahren mit der documenta 15 in Kassel wieder die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst stattfinden wird. Das Land Hessen ist stolz darauf, diese Plattform für die Diskussion um Positionen der Kultur von heute und Perspektiven für die Zukunft zu ermöglichen. Mit dem Ausbau des documenta archivs zu einem unabhängigen Forschungsinstitut werden wir die zeitgenössische Kunst in Kassel weiter stärken. Ich beglückwünsche die Findungskommission, die das indonesische Künstlerkollektiv “šruangrupa“˜ für die künstlerische Leitung der nächsten documenta vorgeschlagen hat und freue mich, dass der Aufsichtsrat diesem Vorschlag gefolgt ist. Die documenta gibt damit bewusst den außereuropäischen Blick auf die Kunstwelt Raum und bringt auf ganz neue Art die Welt nach Hessen. Ruangrupa nutzt Kunst in ihrer Heimat, um öffentliche Angelegenheiten und Probleme zum Thema zu machen. Ich bin gespannt, wie sie diese Idee in die documenta 15 einfließen lassen.“
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