Kultur

HELLO Lübeck! Eine Ausstellung im Wandel

Kunst mit allen Sinnen erleben

Stephanie Lüning Schaumaktion, 2023
(Quelle: Anja Schneider)
GDN - Wer hat schon einmal das Holstentor in einem Meer aus Schaum gesehen? Verschwörungstheorie als Parfüm gerochen oder im Museum Klavier gespielt und dabei Glückskekse gegessen? Ab dem 11. April bietet der zweite Teil der Ausstellung „Hello Lübeck“ ungewohnte Kunsterlebnisse in und außerhalb der Kunsthalle St. Annen.
Die Ausstellung wird um künstlerische Positionen erweitert und unterstreicht mit partizipativen und interaktiven Kunstwerken noch stärker die Neuausrichtung der Lübecker Kunsthalle St. Annen als Ort des lebendigen Austauschs und des offenen gesellschaftlichen Dialogs. Ein besonderes Highlight präsentiert die Künstlerin Stephanie Lüning: Sie wird am 14. April am Lübecker Holstentor eine Schaum-Kunst-Aktion durchführen, wie sie in ähnlicher Form schon am Centre Pompidou in Paris und im öffentlichen Raum in London zu sehen war.
Mit ihren künstlerischen Aktionen greift Lüning in urbane Infrastrukturen ein und schafft traumähnliche Szenarien: Mit einer Schaummaschine stellt sie riesige farbige Schaumberge aus biologisch abbaubarem Spülmittel und Lebensmittelfarbe her, die ganze Plätze, Brücken und Häuser überfluten. Die bunten Schaumformationen verwandeln die Stadt für einen kurzen Moment in eine andere Welt, bevor sie wieder rückstandslos verschwinden. Was bleibt, ist die Erinnerung an das Kunstereignis, dessen subversives Potential sich gerade durch die Vergänglichkeit und Unkontrollierbarkeit der Schaumlandschaften auszeichnet.
Erstmals in Deutschland zu sehen ist die performative Arbeit Smell Maneuver von Christian Jankowski. Die Arbeit entstand für die 16. Biennale Cuenca in Zusammenarbeit mit der Bürgerwehr von Cuenca/Ecuador. Der Künstler forderte deren Mitglieder auf, 18 verschiedene Gerüche zu erkennen, die von den Parfümeuren Gustavo Moscoso und Xavier Zamora H. komponiert wurden. Die Titel der unterschiedlichen Düfte, wie zum Beispiel „Demokratie“, basieren auf Begriffen aus dem Konzept der Biennale. Auch die Besucher:innen der Kunsthalle St. Annen werden eingeladen, beispielsweise „Gerechtigkeit“ oder „Verschwörungstheorie“ zu riechen.
Mit seiner zweiten gezeigten Arbeit „Geknetete Stadt“ gibt Christian Jankowski jungen Menschen Raum, Themen und Ideen, die ihnen wichtig sind, zum Ausdruck zu bringen. Ausgehend von der intensiven Auseinandersetzung mit der Lübecker Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe, fragt der Künstler nach den Gestaltungsmöglichkeiten und der Umsetzbarkeit von Zukunftsvisionen junger Menschen im engen Rahmen einer solchen Auszeichnung. Kann eine „Museumsstadt“ nur besichtigt oder auch umgestaltet werden? Die 6- bis 12-Jährigen entwickelten aus ihren Ideen für die Stadt von morgen Figuren aus Knetmasse, die Jankowski in überlebensgroße Messingskulpturen gießt und die in der Stadt und im Museum aufgestellt werden.
Die Arbeit des Leipziger Künstlerduos FAMED lässt sich ebenfalls sinnlich erfahren. Die aus tausenden Glückskeksen bestehende Installation, in deren Innerem jeweils die Losung »The Way to Success is Open« zu lesen ist, kann von den Besucher:innen mitgenommen und verzehrt werden und vermag es womöglich, sie auf erfolgreiche Wege zu führen.
Inspiriert von der US-amerikanischen Nachkriegskunst entwickelt die Künstlerin Betty Riekmann raumgreifende und partizipative Lichtinstallationen. Mit ihrer Arbeit enlightment machine spricht Betty Riekmann gleich mehrere Sinne an. Klaviertöne, die von den Besucher:innen gespielt werden dürfen, werden live in eine beeindruckende Lichtchoreographie übersetzt.
Hello Lübeck ist Teil der ersten Ausstellung, die Noura Dirani als Direktorin der Kunsthalle St. Annen konzipiert hat. Ein umfangreiches und vielfältiges Begleitprogramm mit Kunstaktionen, Art-Dinner-Veranstaltungen, Workshops und Führungen lädt parallel zur Ausstellung ein und das Museum öffnet auch nachts seine Türen für Partys. Die Kunsthalle möchte auf diese Weise einen Ort in Lübeck schaffen, an dem sich Menschen treffen und über die kreativen Angebote miteinander in Kontakt treten können.
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