Auto/Motor
VW-Betriebsratschef fordert US-Republikaner zum Dialog auf
GDN -
Im festgefahrenen Streit um eine Interessenvertretung der Volkswagen-Mitarbeiter im Süden der USA kommt überraschend Bewegung: Erstmals geht ein einflussreicher Vertreter des Dax-Konzerns auf die Kritiker in Amerika zu. "Gern setze ich mich mit den republikanischen Politikern an einen Tisch, um zu hören, wo ihre Bedenken liegen. Und ihnen zu erklären, was unser Anliegen ist", sagte Volkswagens Betriebsratschef Bernd Osterloh dem "Handelsblatt" (Montagausgabe).
"Mein Angebot für vertrauliche Gespräche steht damit. Natürlich werden wir jetzt unmittelbar gezielt auf politische Entscheidungsträger zugehen." Im Zentrum des Konflikts steht das VW-Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. Dort baut Volkswagen seit 2011 den US-Passat und beschäftigt mehr als 2.500 Menschen. Im Süden des Landes sind Gewerkschaften für viele Politiker der Republikaner tabu. Besonders die Ambitionen der United Auto Workers (UAW), via VW einen Fuß in die gewerkschaftsfreie Autoindustrie in den Südstaaten zu bekommen, provoziert den Protest der arbeitgebernahen Republikaner. Inhaltlich bleibt Osterloh hart und pocht auf einen konkreten Zeitplan, um die Belegschaft zu organisieren. "Volkswagen hat eine Unternehmenskultur, in der Mitbestimmung der Arbeitnehmer ein zentraler Erfolgsfaktor ist", sagte er dem "Handelsblatt". "Deshalb sind wir als Betriebsrat fest entschlossen, auch in Chattanooga Mitbestimmung nach dem Volkswagen-Modell durchzusetzen. Spätestens 2014 sollte es soweit sein", so der Betriebsratschef. Die Mindestanforderung des Betriebsrats ist eine betriebliche Arbeitnehmervertretung nach den Grundsätzen der bei VW global gültigen Charta der Arbeitsbeziehungen. Sie enthält umfassende Rechte für die Vertretungen der Arbeitnehmer wie vier Betriebsversammlungen pro Jahr und die Mitbestimmung bei personellen Einzelmaßnahmen. Osterloh will aber nicht wie IG-Metall-Chef Berthold Huber explizit für eine US-Gewerkschaft werben. "Die Entscheidung für oder gegen die UAW treffen unsere Kollegen in den USA. Das ist nicht unsere Baustelle", sagte er. Eine Folge der Rechtslage in den USA ist, dass eine stabile Interessenvertretung nur mit Gewerkschaften möglich ist. "Das ist ein anderes Modell als das Deutsche, das wir zu respektieren haben", so Osterloh. Für die USA steht eine weitere wichtige Entscheidung an: Ein neues Modell, ein Geländewagen mit sieben Sitzen, soll den rückläufigen Absatz der Kernmarke Volkswagen antreiben. "Mit dem US-Passat liegen wir im Plan und lasten das Werk aus. Der Neustart in den USA ist gelungen. Aber der Markt wächst derzeit vor allem bei Geländewagen", räumte Osterloh ein. "Deshalb brauchen wir in diesem Segment ein passendes Angebot. Darüber reden wir mit dem Vorstand." Das Auto könne in Chattanooga gebaut werden, aber auch in Mexiko. Der Betriebsratschef verknüpft den Bau des neuen Modells mit der Mitbestimmung. "Ich rechne damit, dass wir bis zur Planungsrunde im November eine Entscheidung haben werden. Bis dahin sollten wir bei der Frage der betrieblichen Arbeitnehmervertretung deutliche Fortschritte gemacht haben", sagte Osterloh.
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