Musik
Bosstime - Der Musik von Bruce Springsteen verschrieben
Auftritt in Künzell
Bosstime beim Aufritt in Künzell, "Alte Piesel" (Quelle: heldmann-images)
GDN -
“Bosstime“ aus Köln hat sich zwar auch und ausschließlich der Musik von Bruce Springsteen verschrieben - “Für die Musik von Bruce würden wir alle sterben“, meinte Bandleader Thomas Heinen -, doch sie doublen die E Street Band nicht, sie interpretieren sie.
Bruce Springsteen, “The Boss“, ist seit mehr als 40 Jahren auf den Bühnen zu Hause. Von New Jersey aus hat er über New York und die Ostküste zuerst die USA und dann den Rest der Welt musikalisch erobert. Seine Fans, manche von ihnen haben in ihrem Leben eine dreistellige Zahl von Livekonzerten besucht, zelebrieren die Auftritte des Boss und seiner E Street Band wie Rockmessen. Dabei sind rund dreistündige Auftritte in ausverkauften Hallen oder Stadien die Regel. Akribisch werden im Internet die Auftritte verfolgt, kommentiert, die Setlists dokumentiert. Es gab schon lange vor Facebook und Co. ein weltumspannendes Netzwerk, das die Springsteen Fans gebaut hatten. Über Foren, Fanclubs und deren Magazine und inzwischen eben auch über die sozialen Netzwerke wird verfolgt, was dieser Rock`n´Roll-Arbeiter alleine oder mit Band abliefert. Kein Wunder, dass es inzwischen auch zahlreiche Coverbands gibt, die sich der Musik von Bruce Springsteen verschrieben haben. Diese treten gelegentlich sogar anlässlich der Konzerte des Boss auf. So sah der Autor 2009 eine hervorragende Coverband, die vom Veranstalter offiziell engagiert war, um die Fans am Nachmittag vor einem Springsteenkonzert in Philadelphia zu unterhalten und auf Abend einzuspielen. Die Stimmung der Fans war dort kaum schlechter als später in der Halle beim eigentlichen Konzert.
Dabei versuchen manche dieser Bands, ganz im Stile der unzähligen Elvis-Imitatoren, ihr Vorbild so originalgetreu wie möglich nachzumachen. Etwas, das nicht bei allen Fans gut ankommt, für die es eben nur einen “Boss“ gibt - den aus New Jersey. Deswegen hat Deutschlands bekannteste, und wahrscheinlich auch profilierteste Coverband, ein etwas anderes Konzept. “Bosstime“ aus Köln hat sich zwar auch und ausschließlich der Musik von Bruce Springsteen verschrieben - “Für die Musik von Bruce würden wir alle sterben“, meinte Bandleader Thomas Heinen -, doch sie doublen die E Street Band nicht, sie interpretieren sie. Und das kommt gerade auch bei den Hard Core-Fans des Boss an, wovon man sich an diesem Wochenende zum Beispiel in der “Alten Piesel“ in Künzell in der Nähe von Fulda überzeugen konnte.
Dabei erinnert der Auftritt von Leadsänger und Gitarrist Thomas Heinen schon sehr an Springsteen. So meinte eine Zuschauerin, selbst musikalisch geschult, “wenn ich die Augen zumache, weiß ich manchmal nicht, ob ich das Original oder ein Cover höre.“ Heinen meint ja auch selbst, dass schon früher Menschen zu ihm gesagt hätten, wenn er singt, klinge seine Stimme wie die von Bruce Springsteen. Diese stimmliche Nähe zu seinem Vorbild dürfte sicher einiges zum Erfolg der Band beitragen. Auch in der Bühnengestik hat er sich manches beim Mann aus New Jersey abgeschaut. Und doch hat man nie das Gefühl, hier wolle jemand den Boss imitieren.
Mit zwei Gitarren (neben Thomas Heinen stand noch Thomas Spindeldreher auf der Bühne), Bass (Christian Golz), Saxophone (Pierre di Stefano), Keyboards (Moritz Schuster) und Drums (Manuel Loos) ist die musikalische Besetzung der der Kern E Street Band durchaus ähnlich. Zumal normalerweise, wie dort so auch hier, die Ehefrau des Bandleaders ebenfalls zum Ensemble gehört. Derzeit macht Vera Anna Heinen (Gitarre und Vocals) eine Babypause.
Es gibt noch zwei Dinge, die “Bosstime“ mit ihren Vorbildern gemeinsam hat: Sie sind ständig “On The Road“, so standen und stehen für 2013 insgesamt 45 Livekonzerte quer durch Deutschland auf dem Tourplan, und ihre Konzerte dauern auch mal drei Stunden. In der “Alten Piesel“ spielten sie 24 Stücke von Bruce Springsteen quer durch seine gesamte Schaffensperiode. Da gab es “Thunder Road“ aus den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts neben “We take care our own“ vom aktuellen Album “Wrecking Ball“. Natürlich spielte “Bosstime“ einige der bekannten Stücke wie “Streets of Philadelphia“, dass Springsteen selbst nur sehr selten live im Programm hat, “Born in the USA“, “Because the Night“ und die Hymne aller Springsteen-“Tramps“, “Born to Run“. Aber es gab auch Stücke, die Nicht-Springsteenfans weniger geläufig sein dürften, zum Beispiel das von Thomas Heinen solo dargebotene “Jersey Girl“, “Night“ oder “Downbound Train“, Songs die selten im Radio laufen.
Für die rund 300 Fans im Rockclub in der Rhön, die für dieses Konzerte zum Teil bis zu einhundert Kilometer Anreise auf sich genommen hatten, war die Setlist allerdings eine Ansammlung von Perlen. Jeder Song wurde mitgesungen, mitgeklatscht oder mit der bei den Stadienkonzerten Springsteens zu Genüge eingeübten Choreografie begleitet. Als “Bosstime“ nach knapp drei Stunden und dem Abschlusskracher “Dancing in the Dark“ endgültig von der Bühne wollte, waren die meisten im Publikum in der Stimmung, noch einmal drei Stunden dranzuhängen. Aber selbst beim Boss ist ja irgendwann auch das schönste Konzert zu Ende.
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