Musik

Skunk Anansie begeistern beim Tourneeauftakt in Bielefeld

Großartiger Support-Act: Karima Francis


(Quelle: M.Graß)
GDN - Gestern Abend eröffnete die britische Band Skunk Anansie ihre Europatournee. Die Musiker, um die charismatische Frontfrau “Skin“, präsentierten ihre Songs in neuen Arrangements und zeigten einen begeisternden Auftritt im Bielefelder Ringlokschuppen.
Im April vergangenen Jahres gaben Skunk Anansie in London, als sie ihre Songs in einem völlig neuen Gewand, nämlich rein akustisch, darboten, ein viel bejubeltes Konzert. Die europäischen Fans kommen nun, im Rahmen einer Tournee, in den Genuss dieses besonderen musikalischen Erlebnisses. Der Startschuss für die “European Acoustic Tour“ fiel im Bielefelder Ringlokschuppen. Zunächst betrat jedoch eine kleine Frau - alleine mit ihrer Gitarre - die Bühne. Mit einer zu weiten Jeans, einer Jacke, die gleich zwei Nummern zu groß ausgefallen war und Haaren hinter denen man sich verstecken kann, stand sie zunächst fast verschüchtert im hellen Scheinwerferkegel: Karima Francis, die während der gesamten Tour das Vorprogramm bestreiten wird.
Quelle: M.Graß
Sie sei ungeheuer nervös, da es ihr erster Auftritt seit einem Jahr sei, gab die 26jährige freimütig zu. Die Aufregung war jedoch gänzlich unbegründet, denn vom ersten Moment an, konnte die Musikerin das Bielefelder Publikum faszinieren. Mit einer einzigartigen Stimme und Songs, die direkt aus dem Herzen zu kommen scheinen und unmittelbar im Herz des Zuhörers landen, begeisterte die junge Frau aus Blackpool. Ihre Musik wirkt roh, ehrlich, emotional und ungeheuer direkt. Ein toller Auftritt einer talentierten Künstlerin, für den sie zurecht weit mehr als den, bei Support-Acts üblichen, freundlichen Applaus erntete.
Als ich sie später dazu befragte, wie sie ihre eigene Musik beschreiben würde, fiel ihr dies durchaus schwer. “Ich denke es ist sehr lyrische und emotionale Singer-Songwriter-Musik, die nicht ganz leicht zu hören ist, wenn man nicht in der passenden Stimmung ist. Es ist auf keinen Fall Hintergrundmusik. Da ist schon eine echte Bedeutung in der Musik.“ Zwei CDs hat Karima Francis bislang veröffentlicht und eine dritte soll schon bald folgen. Ihr ist zu wünschen, dass sie auch auf der weiteren Tour so herzlich aufgenommen wird, wie in Bielefeld.
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Unter großem Jubel betraten, nach einer kurzen Pause, Skunk Anansie die Bühne und eröffneten mit “Brazen“ ein großartiges Konzert. Zu anfänglich sanften Gitarrenklängen setzte Skins kräftige, energische Stimme ein. Sogleich wurde deutlich: Auch wenn es an diesem Abend ungleich ruhiger auf der Bühne zugehen würde, als man die Band aus den 1990er Jahren in Erinnerung hat, einen energiegeladen Auftritt würde es trotzdem geben.
Vor 20 Jahren gründeten Deborah Anne Dyer - genannt “Skin -, Gitarrist Ace und Bassist Cass die Band, zu der später noch Drummer Mark Richardson hinzustoßen sollte. Mitte der 1990er Jahre sorgte die Band mit ihren politischen Texten für reichlich Aufsehen und landete mit der Single “Hedonism“ einen Charterfolg. 2001 lösten sich Skunk Anansie vorübergehend auf, bis im Jahre 2010 ein neues Album der wiedervereinten Band erschien.
Quelle: M.Graß
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M.Graß
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Einen ersten Höhepunkt erreichte der Abend bei “Charity“, einem spannungsreichen Song vom Debütalbum “Paranoid & Sunburnt“, den Skin derart eindrucksvoll vortrug, dass es bereits die ersten Zuschauer nicht mehr auf den Stühlen hielt. Nur zwei Songs später - bei “I believed in you“ - stand dann bereits der gesamte Saal, da der Song auch in einer rein akustischen Version seine treibende Kraft nicht verliert. Spätestens jetzt war klar: Skunk Anansies Musik funktioniert auch in dieser reduzierten Instrumentalisierung. Als die Idee zu dem Projekt entstand, war Skin diesbezüglich noch unsicher. Insbesondere an ihren gesanglichen Möglichkeiten hatte sie durchaus Zweifel.
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“Ich fühlte mich unsicher“¦ wie erschreckend ungeschützt würde meine Stimme sein, wenn die lauten und energievollen Passagen, die traditionell unsere Songs umhüllen, nicht mehr da sein würden.“ Diese Selbstzweifel waren gänzlich unbegründet. Im Gegenteil - Skins Stimme, mit ihrem ganzen Facettenreichtum, kommt gerade durch die Neubearbeitungen angemessen zur Geltung. Mit dem Kontrast von leisen, zarten Tönen und wuchtig-rotzigen Klängen, verleiht sie den Songs eine ganz neue und besondere Spannung.
Als eines ihrer Lieblingslieder kündigte sie das wunderschöne “You saved me“ an. Sie stehe ohnehin eher auf die sanfteren Stücke, verkündete sie in einem Interview. Bassist Cass möge es hingegen eher funky. Mit “I will break you“ sollte dessen Lieblingssong, dem er gegen Ende unwiderstehlich seinen Stempel aufdrückte, sogleich folgen. Die Band war sich einig: Dies sei der Song, der den radikalsten Wandel von der Ursprungsversion zu heutigen Fassung hinter sich habe.
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Die Setlist des Abends entsprach exakt jener des, auf CD und DVD veröffentlichten, Londonkonzertes - mit einer Ausnahme. Eine Weltpremiere wurde dem Bielefelder Publikum, das selbstverständlich nicht auf Hits wie “Weak“ oder “Hedonism“ verzichten musste, mit der Akustik-Version von “Follow me down“ geboten. Mit dem treibenden Beat von “Charlie Big Potato“ fand das fesselnde Konzert schließlich seinen Abschluss. Es war ein besonderer und intensiver Abend, an dem Skunk Anansie das Publikum restlos begeistern konnte. Die reduzierte Instrumentalisierung, in Kombination mit Skins stimmlicher Vielfalt, offenbarte völlig neue Aspekte des musikalischen Werkes von Skunk Anansie und auch die pure Schönheit vieler Songs.
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