Musik
Mitch Ryder - altersweise und einfach gut
11. Blueswoche im Theaterstübchen
Mitch Ryder im Kasseler Theaterstübchen (Quelle: heldmann-images)
GDN -
Wer sich noch an den legendären Auftritt Mitch Ryders im WDR-Rockpalast 1979 erinnert - für die Jüngeren unter unseren Lesern: Seht mal auf Youtube nach! -, weiß, dass der Detroiter selbst dann, wenn er offensichtlich etwas desorientiert ist, ein begnadeter Blueser ist. Jetzt ist er wieder auf Tour.
Viele derjenigen, die am Donnerstagabend zum Abschlusskonzert der 11. Blueswoche in das ausverkaufe Theaterstübchen kamen, dürften ebenfalls schon zu denen gezählt haben, die den ersten Rockpalastaufritt Ryders nicht nur von Youtube kennen. Einer seiner frühen Hits, seine Version des Klassikers “C.C. Rider“, war es jedenfalls, die den Autor dieser Zeilen erstmals auf Mitch Ryder aufmerksam machte. Aber es waren auch viele dabei, die zu der Generation zählen, von der Theaterstübchen-Macher Markus Knierim erzählte. Er habe Mitch Ryder im - längst nicht mehr vorhandenen - “Truthahn“ gehört, “als ich mit 16 dort meinen ersten Job hatte und die Scheibe zwei Jahr rauf und runter lief.“
Das Konzert zum zwanzigsten Bühnenjubiläum Mitch Ryders mit seiner deutschen Begleitband “Engerling“ war jedenfalls für alle, die sich früh genug um ein Ticket bemüht hatten, ein rundum gelungener Abend. Gleich zu Beginn “warnte“ der Künstler das Publikum, es würde ein langes Konzert werden. Aber, so schob er dann beruhigend nach, er und die Band hätten die ursprünglich 56 Titel auf 29 reduziert. Das ist so etwa die Größenordnung, die es auf einem der dreistündigen Rockkonzerte Bruce Springsteen gibt. Ganz so lange dauerte es an diesem Abend dann doch nicht, aber rund zwei Stunden wurden es.
“Engerling gehören in der deutschen Bluesszene auch schon lange zum festen Inventar. Während sie bis 1989 in der DDR bereits Kultstatuts hatten, waren sie im Westen Deutschlands nur Insidern bekannt. Seit 1994 sind sie feste Begleitband Mitch Ryders und spätestens seit dieser Zeit auch den Bluesfans weit über die Grenzen Berlins hinaus ein Begriff.
Mit launigen, persönlichen Anekdoten kündigte Ryder die Stücke jeweils an, nahm dabei auch Stellung, z.B. zu den amerikanischen Waffengesetzen (“Bei uns kann es passieren, dass dein Nachbar dich erschießt.“) und beeindruckte mit seiner allein aus der Person und der Stimme rührenden Bühnenpräsenz. Der Hut- und Sonnenbrillenträger braucht keine wie auch immer geartete Show, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Er spricht auch mit fast siebzig Jahren allein über seine Musik. Über welche Livepräsenz dieser Mann verfügt, zeigt das 1996 im Hamburger “Logo“ aufgenommene Soloalbum. Auch aktuell hat Ryder wieder ein Livealbum im Angebot, das er auf der Tour promotet. “It´s killing me“ bezeichnet er als “eines meiner besten Alben“. Aber um ihn wirklich zu erleben, muss man vor der Bühne stehen und die Musik unmittelbar auf sich wirken lassen. Dafür gibt es kaum einen besseren Ort als ein Clubkonzert wie im “Theaterstübchen“.
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