Musik
It s true, really - Adam and the Snake-Tour
Ezio im Kasseler Schlachthof
Ezio im Kasseler Schlachthof (Quelle: heldmann-images)
GDN -
Musikalisch stand im Zentrum des gut zweistündigen Auftritts von Ezio und Lars Plogeties die neue, an diesem Tag veröffentlichte CD “Adam and the Snake“. Es war ein tolles Konzert, das Ezio und Lars Plogeties an den Drums und Percussions zum Abschluss der Deutschland-Tour in Kassel ablieferten.
“Kassel war für mich noch nie gut“, meinte ein etwas deprimiert schauender Ezio Lunedei zwanzig Minuten vor dem geplanten Konzertbeginn am Samstagabend im Kulturzentrum Schlachthof. Und der Blick auf das Livebild aus dem Konzertsaal hinter Ezio an der Leinwand erklärte das. Zu sehen war nämlich eine Bühne in einem gänzlich leeren Saal. Aber das Kasseler Publikum sorgte dann doch für eine neue Erfahrung für den englischen Musiker. Denn rechtzeitig zum Konzertstart füllte sich der Saal. Und keiner derjenigen, die gekommen waren, dürfte es bereut haben. Zu Beginn schilderte Ezio noch, bei seinem ersten Gig in Kassel seien vier Leute im Saal gewesen - einschließlich der Band und des Tontechnikers. Am Ende dagegen bedankte er sich, “Ihr wart ein tolles Publikum und es hat uns viel Freude gemacht.“ Und betonte noch: “It´s true, really!“ Auch wenn Ezios kongenialer etatmäßiger Bühnenpartner Mark “Booga“ Fowell wegen eines Krankenhausaufenthalts vermisst wurde, tat das dem musikalischen Genuss keinen Abbruch. Plogeties Stärke liegt unzweifelhaft bei den Rhythmusinstrumenten, auch ein kleines Glockenspiel kam zum Einsatz. Aber auch seine zwei oder drei Einsätze als Gitarrist waren nicht zu verachten.
Die zwölf Songs des neuen Albums "Adam and the Snake" drehen sich, wie zumeist bei Ezio, um Alltagsgeschichten allgemein und das immer spannende Verhältnis von Frauen und Männern im Speziellen. Dabei geht es durchaus abwechslungsreich zu. Neben den Folksongs, die Ezio charakterisieren, waren bei “The Cuckoo Waltz“ Walzerklänge zu hören. “A Country Song“ hingegen lies die Musik des amerikanischen Westen erklingen. Dazu gab es, auch das gehört zu einem Ezio-Konzert, zwischen den Songs immer wieder kleine, meist spontane Geschichten zu hören.
So animierte eine auf dem Boden sitzende Fotografin den Künstler auf der Bühne, den Unterschied von deutschen und britischen Hämorridensalben zu erläutern. Oder er philosophierte mit dem Publikum über die differenzierende Bedeutung der englischen und deutschen Variante des “F“¦“-Worts, sichtlich irritiert durch den Zuruf eines weiblichen Fans: “Try it!“. Überhaupt gehört die Interaktion mit dem Publikum für Ezio zu seinen Auftritten. Er ließ sich Wunschtitel zurufen, von denen er zwei aufgriff. Einen seinen bekanntesten, “Angel Song“, wollte er allerdings nicht spielen. Dafür gab es “Mad at myself“ zu hören, zu dem er anmerkte, “I haven´t played it since years“. Anfangs solo gespielt, stieg Lars Plogeties, der damals noch nicht zur Band gehörte, ein und bewies einmal mehr seine Brillanz.
Bei “Death and Confused“ lies Ezio das Publikum den Refrain in diversen Tonlagen und a la Johnny Cash, Michael Jackson und Bob Dylan interpretieren. Aber es waren nicht nur die alten, bekannten sondern auch die neuen Songs, die heftig beklatscht wurden. Als Schmankerl gab es sogar einen ganz neuen, noch unveröffentlichten Titel, der gerade einmal vor zwei Wochen entstand. Kein Wunder also, dass das Publikum sich erst nach zwei Zugabenblöcken zufrieden gab.
Seit nunmehr 25 Jahren touren Ezio und Booga durch England, Deutschland und andere Staaten. Auch in Texas gab es schon einen Auftritt, wie Ezio launisch schilderte. Die Band hat seitdem 16 Alben produziert, davon einige als Livealben. Aber um sie wirklich zu erleben, muss man beim Konzert im Saal sein. Bleibt zu hoffen, dass Ezios Bild von Kassel und dessen begeisterungsfähigen Publikum durch den Auftritt im Schlachthof positiver gefärbt wird, als es vorher aussah. Und dass er auf seiner nächsten Tour wieder in die Documenta-Stadt kommen wird, dann wieder mit dem genesenen Booga und Lars gemeinsam. Die lange Schlange beim CD-Verkauf nach dem Konzert zeigte, dass Ezio offenbar eine Reihe neuer Fans in Kassel gewinnen konnte.
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