Wenn nur noch ein Jahr bleibt

GDN - “Wir wussten von Anfang an, dass es keine Chance gab.“ Als der Arzt Peter Lieser im Alter von 38 Jahren die Diagnose “Darmkrebs“ gestellt bekommt, wissen er und seine Frau Iris, was das bedeutet. Gleich die erste Diagnose war verheerend.

Der “fulminant explodierende Tumor“ hatte gestreut, Tochterzellen waren im gesamten Körper, eine OP war unmöglich und eine Chemotherapie nur ein Spiel auf Zeit. “Sie müssen in Monaten denken, vielleicht haben sie noch ein Jahr“, lautete die Prognose. Von der Diagnose bis zu Peter Liesers Tod blieben dem Paar dann noch zehn Monate und acht Tage.
Der Tod ihres Mannes ließ Iris Lieser mit drei Kindern im Alter von zehn, acht und vier Jahren allein zurück.
Erst neun Jahre später findet die Krefelderin die Kraft und die Worte, über die letzte gemeinsame Zeit ein authentisches Buch zu schreiben. Ganz ohne Kitsch und unnötige Tragik, denn “die Geschichte ist schon tragisch genug“.

Peter Lieser war Anästhesist am Helios Klinikum. Seine Frau Iris arbeitet dort als medizinisch-technische Assistentin in der Abteilung für Radiologie. Die beiden kannten sich seit der Schulzeit, verloren sich aber nach dem Abitur aus den Augen. In der Klinik liefen sie sich wieder über den Weg, wurden ziemlich zügig ein Paar und genauso schnell Eltern. Mehr Privates möchte Iris Lieser nicht preisgeben. Aus diesem Grund hat sie auch alle Namen, bis auf den ihres Mannes, im Buch verändert und verzichtet auf detaillierte Personenbeschreibungen.

Ihr Buch trägt den Titel “Bis auf den letzten Schritt. Wie wir lebten, als wir wussten, uns bleibt nur noch ein Jahr“. Auf 288 Seiten beschreibt Iris Lieser, wie sich der Alltag der Familie ändert und wie sich das Paar der Frage stellt: “Wie wollen wir die letzte Wegstrecke miteinander gehen?“ In Gesprächen und gemeinsamen Erlebnissen finden Peter und Iris Lieser eine bis dahin nicht gekannte Nähe. Es blieben keine Fragen offen. Das gab Iris Lieser über die Jahre Kraft. Intensiv und kostbar ist das Leben in den verbleibenden zehn Monaten. Das Paar geht den Weg gemeinsam - bis auf den titelgebenden letzten Schritt.

Ihr Mann würde das Buch gutheißen, ist sich Iris Lieser sicher. Und sie hat die Hoffnung, dass Leser in ihrem Buch Halt finden, die als Partner, Angehörige, Freunde oder Bekannte ähnliche Gedanken und Gefühle wie sie haben.
Iris Lieser schreibt bereits an einer Fortsetzung. Unter dem Arbeitstitel “Leben vorwärts“ schildert sie darin die Zeit nach dem Tod ihres Mannes.

Iris Lieser: Bis auf den letzten Schritt. Wie wir lebten, als wir wussten, uns bleibt nur noch ein Jahr; adeo Verlag; 17,99 Euro