Kultur

Staatstheater Kassel stellt den Spielplan 2017/2018 vor

Theatererlebnis für Nochstaunenkönner


(Quelle: Mario Graß)
Thomas Bockelmann
(Quelle: N.Klinger)
GDN - Thomas Bockelmann, Intendant des Staatstheaters Kassel, hat gemeinsam mit seinem künstlerischen Leitungsteam, den Spielplan der kommenden Saison präsentiert und zugleich Francesco Angelico, den neuen Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel, vorgestellt.
Während das Publikum noch zahlreichen Premieren der aktuellen Spielzeit entgegenblickt, wurde hinter den Kulissen des Staatstheaters Kassel bereits eifrig an der inhaltlichen Gestaltung der kommenden Saison gefeilt. Die künstlerische Leitung des Dreispartenhauses stellte im Rahmen einer Pressekonferenz die Planungen im Einzelnen vor und Intendant Thomas Bockelmann nutze die Gelegenheit, um Francesco Angelico, der ab der kommenden Spielzeit die Position des Generalmusikdirektors einnehmen wird, zu begrüßen.
Mit italienischem Charme durch die Musikgeschichte
Dieser erläuterte gemeinsam mit Operndirektorin Dr. Ursula Benzing und reichlich italienischem Charme den Spielplan des Musiktheaters. Eröffnet wird die Saison mit “Andrea Chénier“ und somit standesgemäß mit einer italienischen Oper, bei der der neue Generalmusikdirektor die musikalische Leitung übernehmen wird. Es folgt “Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai, die Angelico als “ein Kernstück der deutschen Opernentwicklung“ bezeichnete.
Als Musical wird “West Side Story“ von Leonard Bernstein - “ein großer Komponist und genialer Dirigent“ (Angelico) - auf der Bühne des Kasseler Opernhauses zu erleben sein, bei dem auch das großartige Kasseler Tanzensemble beteiligt sein wird. Mit der Oper “Jenufa“ von Leos Janacek kündigt Angelico “eine der größten Meisterwerke der Musikgeschichte“ an und zum Abschluss der kommenden Spielzeit kommen mit der Produktion “Tristan und Isolde“ die Wagner-Liebhaber auf ihre Kosten.
Bei den acht geplanten Symphoniekonzerten hat sich Francesco Angelico bemüht, Verbindungen zu anderen Produktionen im Staatstheater zu finden und es sich zudem vorgenommen, die vergleichsweise wenig bekannte italienische Musik des 19. und 20. Jahrhunderts dem Publikum in Kassel näher zu bringen.
Aufgrund der in diesem Jahr stattfindenden Documenta wird das beliebte HNA-Open Air 2017 nicht stattfinden können, wobei Francesco Angelico betonte, dass er ab 2018 die von seinem Vorgänger Patrik Ringborg ins Leben gerufene Tradition gerne fortführen werde.
Unkitschige Liebegeschichten & utopische Welten
Das Schauspiel wird die Saison mit “Heisenberg“ von Simon Stephens eröffnen, eine “unkitschige Liebesgeschichte, die gute Laune machen wird“, verspricht Thomas Bockelmann, der auch für die Inszenierung verantwortlich zeichnen wird. In dem Stück “Am Boden“ erleben die Zuschauer einen Monolog, der erschreckende Einblicke in die entsetzlichen Gedanken, die modernen Drohnenkriegen zugrunde liegen, gewährt. Mit “Merlin oder das wüste Land“ von Tankred Dorst wird im Januar 2018 ein “großes, buntes und ausuferndes Werk“ (Michael Volk, Chefdramaturg am Staatstheater Kassel) zu erleben sein, gefolgt von der deutschsprachigen Erstaufführung “Consent“ von Nina Raine, die sich mit dem juristischen Umgang von Vergewaltigungen auseinandersetzt.
Neben Klassikern wie “Prinz Friedrich von Homburg“ von Heinrich von Kleist und “Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare, verspricht besonders die Stückentwicklung “Dass alles zum Besten steht, hätten sie sagen müssen“ spannend zu werden. Philipp Rosendahl (Regisseur und Leiter des Jungen Staatstheaters) und Thomaspeter Goergen (Dramaturg) werden eine utopische Welt, in der alle Probleme gelöst zu sein scheinen, entwerfen und die Frage beleuchten, ob diese Welt lebenswert wäre?
Politische Statements vom Tanztheater
Die Präsentation des Tanztheater-Spielplanes gestaltet sich, der Arbeitsweise dieses Genres entsprechend, besonders schwierig, da im Gegensatz zu den anderen Sparten, beim Tanztheater die Stücke erst in der Zukunft, im Verlaufe gemeinsamer Arbeit, entstehen werden. Gerade dieser Umstand macht diese Kunstform so spannend, denn noch weiß niemand, was genau in den Stücken der kommenden Spielzeit geschehen wird.
Die erste Premiere der kommenden Spielzeit ist, unter dem Titel “eternal prisoner“, für den 2. Dezember geplant. Laut Tanzdirektor Johannes Wieland werde es sich um ein politisches Stück handeln, welches zu den rasanten Entwicklungen der Welt, in der “was heute noch politisch deplatziert scheint, morgen bereits salonfähig ist“ (Wieland), Stellung beziehen wird. “eternal prisoner“ sei ein choreografisches, politisches Statement zum Status quo der Welt.
Bei einem weiteren Tanzabend im April werden sich Johannes Wieland sowie die israelische Choreografin Jasmin Vardimon unter dem Titel “morgendämmerung“ mit dem Thema “Selbstoptimierung“ auseinandersetzen.
Selbstverständlich wird auch in dieser Spielzeit nicht die reizvolle “Choreografische Werkstatt“, bei der sich Tänzerinnen und Tänzer des Staatstheaters Kassel mit eigenen choreografischen Werken dem Publikum vorstellen werden, fehlen.
Buntes Programm für Nochstaunenkönner
Das Junge Staatstheater möchte laut Philipp Rosendahl, nachdem es sich in der jüngeren Vergangenheit verstärkt Themen wie Empathie und dem Leiden der “anderen“ gewidmet hat, in der kommenden Spielzeit verstärkt das Selbst in das Zentrum stellen. Eröffnet wird die Spielzeit mit dem Goethe-Klassiker “Die Leiden des jungen Werther“ und zwar in einer “bunten und lebhaften Form“, wie Thomas Hof, Leiter des Jungen Staatstheaters, verspricht.
Das diesjährige Weihnachtsmärchen wird die jungen Theaterzuschauer in die Zauberwelt von Michael Ende und dessen Posse “Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ führen, zu der Thorsten Drücker die Musik komponieren und diese live mit einer Band präsentieren wird. Auch für die Allerjüngsten wird etwas geboten. Das Stück “Im Traum schweben“ ist für Zuschauer zwischen 3 und 8 Jahren empfohlen und verspricht laut Thomas Hof “ein Theatererlebnis für alle Plappermäuler, Alleswissenwoller, Krachmachliebhaber, Leisehörer und Nochstaunenkönner“ zu werden.
MUSIKTHEATERPREMIEREN:
Andrea Chénier, Umberto Giordano, 09.09.17
Die lustigen Weiber von Windsor, Otto Nicolai, 21.10.17
Venus und Ardonis, John Blow, 28.10.17
Lucia Silla, Wolfgang Amadeus Mozart, 09.12.17
West Side Story, Leonard Bernstein, 20.01.18
Jenufa, Leos Janacek, 10.02.18
The Rake´s Progress, Igor Strawinsky, 24.03.18
Tristan und Isolde, Richard Wagner, 26.05.18
14. Theater-Jugendorchester-Projekt: Eloise, 09.06.18
SCHAUSPIELPREMIEREN:
Heisenberg, Simon Stephens, 08.09.17
Ein Frauenliederabend, 10.09.17
Am Boden, George Brant, 15.09.17
Prinz Friedrich von Homburg, Heinrich von Kleist, 16.09.17
Die Präsidentinnen, Werner Schwab, 17.11.17
Der ideale Mann, Oscar Wilde, 18.11.17
Merlin oder das wüste Land, Tankred Dorst, 13.01.18
Consent, Nina Raine, 19.01.18
Unterwerfung, Michel Houellebecq, 22.03.18
Ein Sommernachtstraum, William Shakespeare, 23.03.18
Das alles zum Besten steht, hätten sie sagen müssen, Stückentwicklung, 18.05.18
Eines langen Tages Reise in die Nacht, Eugene O`Neill, 19.05.18
TANZTHEATERPREMIEREN:
eternal prisoner, NN und Johannes Wieland, 02.12.17
morgendämmerung, Jasmin Vardimon und Johannes Wieland, 14.04.18
Choreografische Werkstatt, junge Choreografinnen und Choreografen stellen sich vor, 08.06.18
JUNGES STAATSTHEATER-PREMIEREN:
Die Leiden des jungen Werther, Johann Wolfgang Goethe, 10.09.17
Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, Michael Ende, 15.11,17
Im Traum schweben, Stückentwicklung, 16.12.17
Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt, Finn-Ole Heinrich, 06.05.18
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