Kultur

Ausstellung des Deutsche Börse Photography Foundation Prize am MMK

29. Juni - 17. September 2017


Dana Lixenberg / Ausstellungsansicht (Quelle: Courtesy of the artist; Foto: Axel Schneider)
Taiyo Onorato and Nico Krebs: Well, 2013
(Quelle: Courtesy of the artists)
GDN - Derzeit präsentiert das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main die Ausstellung des Deutsche Börse Photography Foundation Prize. Gezeigt werden Arbeiten der vier Finalisten Sophie Calle, Dana Lixenberg, Awoiska van der Molen sowie des Künstlerduos Taiyo Onorato und Nico Krebs.
Bereits zum zweiten Mal präsentiert das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main die Ausstellung des Deutsche Börse Photography Foundation Prize. Gezeigt werden Arbeiten der vier Finalisten Sophie Calle, Dana Lixenberg, Awoiska van der Molen sowie des Künstlerduos Taiyo Onorato und Nico Krebs. Die mit 30.000 £ dotierte Auszeichnung wurde am 18. Mai 2017 in der Photographers“™ Gallery in London an die niederländische Künstlerin Dana Lixenberg für ihr Projekt “Imperial Courts“ verliehen.
“Wir freuen uns sehr, erneut die Finalisten dieses international renommierten Preises bei uns im Museum zeigen zu können. Die Ausstellung passt perfekt zu unserem Sammlungsschwerpunkt im Bereich der Fotografie, der schon seit der Eröffnung des MMK 1991 immer wieder die Schnittstellen zwischen künstlerischer Fotografie und Dokumentarfotografie auslotet. Der künstlerisch-subjektive Blick auf das Globale, den die Fotografie befördert, ist prägend für die internationale Ausrichtung unseres Museums“, sagt Peter Gorschlüter, stellvertretender Direktor des MMK.
Die diesjährige Auswahl umfasst unterschiedliche fotografische Ansätze, die die vielfältige Entwicklung des Mediums widerspiegeln. Alle Projekte zeigen die große Bandbreite innovativer Ansätze in der Dokumentar-, Landschafts- und Porträtfotografie und beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit Fragen wie denen nach Wahrheit und Fiktion, was gewiss ist oder ungewiss, was das Reale vom Idealen unterscheidet sowie nach dem Verhältnis von Beobachten und Beobachtetwerden.
“Nach dem großen Erfolg der Ausstellung in der Photographers' Gallery in London, freuen wir uns sehr, dass der Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2017 im MMK als einem der bedeutendsten Museen der Gegenwartskunst zu sehen ist. Die Auszeichnung ist in ihrem 20. Jubiläumsjahr auf internationaler Tour und wird anschließend in der Aperture Foundation in New York erstmals auch in den USA gezeigt“, erläutert Anne-Marie Beckmann, Direktorin der Deutsche Börse Photography Foundation.
Der Deutsche Börse Photography Foundation Prize wurde 1997 von der Londoner Photographers' Gallery ins Leben gerufen. Seit 2005 wird die Auszeichnung jährlich in Zusammenarbeit mit der Gruppe Deutsche Börse verliehen. Seit 2016 wird der Preis gemeinsam mit der Deutsche Börse Photography Foundation vergeben, einer gemeinnützigen Organisation, die sich dem Sammeln, Ausstellen und Fördern zeitgenössischer Fotografie widmet. Der international renommierte Preis wird an einen lebenden Fotokünstler beliebiger Nationalität vergeben, der im Zeitraum vom 1. Oktober 2015 bis 30. September 2016, in Form einer Ausstellung oder Publikation einen bedeutenden Beitrag zum Medium Fotografie geleistet hat.
Sophie Calle: My mother, my cat, my father, in ...
Quelle: VG Bild-Kunst, Bonn 2017, Foto: Axel Schneider
Sophie Calle (geb. 1953, Paris) widmet sich in ihrer sehr persönlichen Arbeit “My mother, my cat, my father, in that order“ (2017) der Beziehung zu ihren Eltern und ihrer Katze. Calle zeigt Fotografien von scheinbar alltäglichen Gegenständen, die sie mit den geliebten Menschen und dem liebgewonnenen Haustier verbindet, und wie sich die Bedeutung dieser Gegenstände seit deren Tod gewandelt hat. Begleitet von kurzen Texten zeigen die Bilder die Zerbrechlichkeit des Lebens und die Vergänglichkeit von Beziehungen. Die in der Ausstellung präsentierte Arbeit “My mother, my cat, my father, in that order“ ist Sophie Calles jüngstes Werk, es reflektiert sowohl ihr Leben als auch ihre Karriere.
Dana Lixenberg / Ausstellungsansicht
Quelle: Courtesy of the artist / Foto: Axel Schneider
Die Niederländerin Dana Lixenberg wurde für ihre Publikation “Imperial Courts“ ausgezeichnet. Diese Arbeit ist ein komplexes Gesamtporträt über die afroamerikanischen Bewohner von Imperial Courts, einem staatlichen Wohnprojekt in Watts, Los Angeles. Lixenberg besuchte die Gegend South Central Los Angeles erstmals im Jahr 1992 im Auftrag eines Magazins, um Aufnahmen zu den Unruhen rund um den Prozess zu dem Afroamerikaner Rodney King zu machen, der Opfer unverhältnismäßiger Polizeigewalt wurde. Über einen Zeitraum von 22 Jahren dokumentierte Lixenberg Bewohner, von denen einige getötet wurden, andere verschwunden oder im Gefängnis gelandet sind.
Lixenbergs Fotografien wurden zu geschätzten Erinnerungsstücken für die, die sie abbildet und für die Bewohner des Viertels insgesamt. Später begann Lixenberg während ihrer Besuche die Reaktionen der Bewohner auf ihre Bilder in Audioaufnahmen festzuhalten und fing auch an mit bewegten Bildern zu arbeiten. Das so entstandene Material zeigt sowohl die alltäglichen Banalitäten als auch die subtilen Kräfte, die das Leben in Imperial Cours bestimmen. Als weitere Ergänzung zu dem Projekt entstand eine multimediale Website (www.imperialcourtsproject.com), die eine komplexe und bewegende Darstellung des Stadtteils im Zeitverlauf ist.
Awoiska Van Der Molen #364-18, 2013
Quelle: Courtesy of the artist
Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten von Awoiska van der Molen (geb. 1972, Groningen) sind in Schwarzweiß fotografierte Landschaftsaufnahmen in unterschiedlich großen Formaten. Die niederländische Künstlerin wurde für ihre Ausstellung “Blanco“ im Foam Fotografiemuseum, Amsterdam (22.1.-3.4.2016) nominiert. Van der Molen widmet sich dem Genre der Landschaftsfotografie und reiste dafür von Japan über Norwegen nach Kreta. Dabei untersuchte sie die Identität eines Ortes sowie seine spezifischen emotionalen und physischen Merkmale.
Die facettenreichen Kompositionen verschieben zunehmend die Wahrnehmung von Raum, Distanz und Zeit: Küstenlinien, Bäume, Felswände, Blattwerk und Berge laufen scheinbar zusammen und wieder auseinander, absolut still und reglos und doch voller Leben. Die großformatigen Silbergelatineabzüge tragen weder Titel noch Ortsangaben und spiegeln die persönlichen Erfahrungen der Künstlerin an den jeweiligen Orten wider.
Taiyo Onorato and Nico Krebs: Zaha, 2013
Quelle: Courtesy of the artist
Taiyo Onorato und Nico Krebs (beide geb. 1979, Schweiz) zeigen mit “EURASIA“ ein Projekt, welches im letzten Jahr im Fotomuseum Winterthur (24.10.2015-14.3.2016) zu sehen war. “EURASIA“ nutzt auf spielerische Weise die Ikonografie eines Road Trips, die sich aus dem Erfahrungsschatz von Erinnerung und Imagination speist. Die Reise von Onorato und Krebs begann 2013 in der Schweiz, verlief durch die Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan und Russland und endete nach 3 Jahren und 17.000 km in der Mongolei. Im Laufe dieser Reise traf das Duo auf Landschaften und Menschen, die sich in einem ständigen Wandel von uralten Traditionen und postkommunistischen Strukturen hin zur Moderne und Bildung einer unabhängigen Identität befanden.
In ihren Arbeiten kombinieren die beiden Künstler Realität und Fantasie. Fotografie kann nicht getreu vermitteln, was der Fotograf sieht oder weiß, und dennoch zehrt das fotografische Bild nach wie vor von einem nicht zu erschütternden Glauben an seine darstellende Kraft. Mit ihren manipulativen Inszenierungen führen Onorato und Krebs diesen Widerspruch vor Augen. Unter Einsatz einer Vielzahl analoger Medien und Techniken - darunter 16mm-Filme, großformatige Plattenkameras und installative Elemente - schaffen Onorato und Krebs ein Werk, das ebenso Fiktion wie Dokumentation ist.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.