Sport
Schwimmer Heintz attackiert Verband in scharfen Worten
GDN -
Philip Heintz hat nach dem erfolglosen Abschneiden der deutschen Schwimmer bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro heftige Kritik am deutschen Verband (DSV) geäußert. Im Interview mit der "Welt am Sonntag" beklagte der 25-Jährige eine unzureichende Unterstützung: "Die ersten drei Plätze gehen bei Olympia in den meisten Fällen an Vollprofis. Die trainieren 30 Stunden in der Woche und machen sonst nichts. Wir hatten nur zwei Profis im Team."
Es sei für die deutschen Schwimmer, als trete ein "Kreisligist gegen einen Champions-League-Teilnehmer an. Keine Chance." Heintz, der als Sechster über 200 Meter Lagen noch für eines der besseren DSV-Resultate gesorgt hatte, kritisierte außerdem das knappe finanzielle Budget, das Athleten wie ihm zur Verfügung stehe. "Wer wird denn für 700 Euro im Monat Vollprofi", fragt er mit Blick auf die Unterstützung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe: "Davon kannst du nicht mal Miete und Essen zahlen." Laut Heintz müsse man jedoch "vier bis sechs Jahre Profi sein", um bei Olympia eine Medaille gewinnen zu können. Heintz, der in Rio in 1:57.48 Minuten einen Deutschen Rekord aufstellte, forderte eine grundlegende Änderung der Förderstruktur. "Mir tut dieses System weh - ich dachte immer, wir sind eine Sportnation. Aber da wir mit diesem System nicht weiterkommen, muss man sich selbst kümmern." Der gebürtige Mannheimer schlägt eine Umwandlung des Perspektiv- in ein Profiteams von "zehn bis 15 Sportlern" vor: "Es muss dann sichergestellt sein, dass ihr Grundeinkommen bei 1500 bis 2000 Euro im Monat liegt. Dann kannst du dir vernünftiges Essen kaufen, deine Miete zahlen und vielleicht ein kleines Bisschen auf die Seite legen." Die Finanzierung könnten laut Heintz Sponsoren aus der Wirtschaft übernehmen: "Dann heißt das Team eben nach dem Sponsor, wie im Radsport oder Triathlon. Dadurch hätten wir statt drei vielleicht acht Medaillenkandidaten in Tokio." Ob er selber bis dahin weitermache, weiß Heintz noch nicht: "Ich bin jetzt 25, ich werde mir nicht noch einmal vier Jahre den Arsch aufreißen, um dann bei Olympia wieder nur im Finale zu stehen. Sondern dann ist klar: Ich will eine Medaille in der Hand halten. Und das geht nur als Profi."
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